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Autodichte legt zu

In Deutschland nimmt die Zahl der Fahrzeuge immer weiter zu. Einen von der Politik proklamierten Trend weg vom Auto gibt es nicht. Auch in Großstädten verlassen sich immer mehr Menschen auf das eigene Auto vor der Tür. Die Verkehrswende mit alternativen Mobilitätskonzepten wurde verfehlt.

Bis zum Jahr 2030 soll das Gebiet innerhalb des Berliner S-Bahn-Rings für Verbrenner gesperrt werden. Das zumindest möchte die Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne). Der Zeitpunkt, ab wann es die Zero-Emission-Zone tatsächlich geben soll, wurde zwar im neuen „Stadtentwicklungsplan Mobilität und Verkehr“ nicht genannt, Günther möchte die Zero-Emission-Zone aber gern schnellstmöglich umsetzen.

Doch die letzten Zahlen aus dem Kraftfahrt-Bundesamt und dem Statistischen Bundesamt zu den Fahrzeugen in Deutschland zeigen, dass das Auto immer beliebter wird. Auch in Städten wie Berlin. In den Städten stieg die Autodichte im letzten Jahr leicht von 450 auf 451 pro 1.000 Einwohner. Im Bundesdurchschnitt stieg die Zahl von 575 auf 580 je 1.000 Einwohner.

In der Pandemie hatten viele Bürger vielleicht lieber das Auto als die öffentlichen Verkehrsmittel genommen, um Menschenmengen aus dem Weg zu gehen. Ein Rückgang der Pendler und der Mobilität insgesamt hätte aber auch die Anzahl der Fahrzeuge insgesamt betreffen müssen.

Die Politik in Deutschland scheint also die Verkehrswende und dem Umstieg auf die grüne Mobilität bisher komplett verpasst zu haben. In den letzten Jahren gibt es immer mehr Fahrzeuge in den Städten und auf dem Land und kaum Alternativen, die einen Anreiz schaffen, dass Auto stehen zu lassen. Radwege sind, zum Beispiel in Berlin, denkbar schlecht ausgebaut. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind, wenn auch in der Stadt noch akzeptabel, für die Randbereiche eher mangelhaft. Auf dem Land ohne Auto klarzukommen ist undenkbar. Auch die Regeln der Umweltzonen in den Städten, die sich anders als in vielen anderen europäischen Ländern in den letzten Jahren nicht verändert haben, lassen viele alte Fahrzeuge zu. Teilweise wird sogar ein Schritt rückwärtsgegangen und Dieselfahrverbote wieder abgeschafft. Vor kurzem wurden in Berlin erst wieder 4 Straßen für alte Dieselfahrzeuge freigegeben.

Dies suggeriert den Bürgern auch, dass es kein Problem mit der Luft oder der Verkehrsdichte in der Stadt gibt. Fahrzeuge sind dort laut Politik scheinbar willkommen. Gleichzeitig steht die Politik die Automobillobby sehr nahe und unterstützt diese, zuletzt auch in der Pandemie, stark. Natürlich ist die Automobilindustrie eine Schlüsselindustrie in Deutschland. Doch wenn diese so wichtig ist, dann sollte die Politik ehrlich eingestehen, dass die Automobilhersteller im Autoland Deutschland Priorität haben, und dass Fußgänger und Radfahrer sowie saubere und grünere Städte hintenanstehen müssen.

Selbst als Vorreiter ist die Politik eben auch nicht an der Verkehrswende beteiligt. In Berlin wurden erst kürzlich eine neue Ladung Dieselbusse gekauft und die meisten Politiker lassen sich mit Diesellimousinen durch die Gegend fahren. Das Gerede von einer Zero-Emission-Zone ist da nicht viel Wert. Deutschland hat die Verkehrswende verfehlt.