Bei der Suche nach neuen Möglichkeiten der grünen Energieerzeugung werden jetzt auch Autobahnen ins Visier genommen. Doch während man in Deutschland noch darüber nachdenkt, ob Autobahnen mit zum Beispiel Photovoltaikanlagen überdacht werden sollen, hat man in der Schweiz und der Türkei bereits konkrete Schritte unternommen.
Wo können noch Solarzellen installiert werden? Auf den Dächern von Gebäuden natürlich oder auch in der Wüste Nordafrikas. Eine Idee, wie man Solarzellen aufbauen kann, ohne Flächen zu verbauen, wird jetzt in der Schweiz umgesetzt. Dort sollen Autobahnen genutzt werden, um Solarstrom zu erzeugen. Das erste Pilotprojekt wurde schon im letzten Jahr gestartet: Auf 17 Metern wurde das sechs Meter hohe und zehn Meter große Solardach über eine Autobahn gespannt. Eine recht kurze Strecke allerdings, doch konnten die Schweizer auf diese Weise mehrere Monate testen, wie die Anlage im Betrieb läuft. Das war so überzeugend, dass jetzt geplant wird, ab Anfang 2023 im Kanton Wallis ein 1,6 Kilometer langes Stück Autobahn zu überdachen. Damit kann man rund 5000 Haushalte mit Strom versorgen. Des weiteren lässt Energieministerin Sommaruga alle Strecken der Autobahn auf ihre Solartauglichkeit prüfen. Das sind nach Abzug der Tunnelstrecken immerhin noch 1300 Kilometer. In der Schweiz sollen auch die sogenannten Galerien entlang der Autobahnen mit Solarzellen bestückt werden: Das sind Autobahnen, die an einem Hang entlangführen und zum Schutz vor Geröll und Lawinen sowieso schon überdacht sind. Außerdem sollen auch Lärmschutzwände mit Photovoltaik ausgestattet werden. Schätzungen zufolge könnte man bereits mit 700 Kilometern etwa zwei Drittel des Schweizer Atomstroms ersetzen.
In Deutschland mit seinen rund 13.000 Kilometern (Tunnelstrecken noch nicht abgezogen) würde sich die Aufrüstung mit Solarpaneelen noch mehr lohnen. Würde man sie alle überdachen (was in der Praxis nicht möglich ist), hätte man eine Solarfläche so groß wie die Stadt Bremen. In der Theorie könnte man damit ein Drittel des jährlichen Bedarfs der Haushalte in Deutschland decken. Vorausgesetzt natürlich, die Sonne scheint in ausreichendem Maße.
Eine andere Möglichkeit Strom an Autobahnen zu erzeugen, bieten Windturbinen einer türkischen Firma. Die etwa ein bis zwei Meter hohen Säule haben vertikale Rotorblätter und sollen überall dort in kurzen Abständen aufgebaut werden, wo viel Fahrtwind durch vorbeifahrende Fahrzeuge entsteht. Momentan wird das System eingehend in Istanbul geprüft. Ein gravierender Vorteil ist die Installation: Sie ist wesentlich einfacher und schneller als eine ganze Autobahn zu überdachen.
Es gibt also noch viele Ideen und Möglichkeiten, die zahlreichen Kilometer an Autobahn positiv und nachhaltig zu nutzen.