In der Frage des Verkehrsmanagements auf dem Brennerpass scheint keine Lösung in Sicht zu sein. Vor allem das Lkw-Verkehrsaufkommen sei für Österreich und Nachbarländer nicht zu bewältigen. Tirols FPÖ-Chef fordert für den Notfall die Stilllegung der A13-Brennerautobahn und somit vollständige Lkw-Fahrverbote.
Zwischen Österreich und Deutschland – sowie zwischen Österreich und Italien – kommt es immer wieder zu Unstimmigkeiten und angespannten Beziehungen, wenn es um den Transit-Streit um den Brenner geht. Tirol und das restliche Österreich können den dichten Handelsverkehr nicht mehr unter Kontrolle behalten und errichten oft als Abwehrmaßnahme Straßensperren und Fahrverbote. Welche letztendlich nur die Situation verschärfen und folglich zu Störungen des Verkehrsflusses führen - sowohl an der bayerischen als auch an der südtirolerischen Grenze. Ein Kompromiss oder eine Lösung, die über eine rein kurzfristige Maßnahme hinausgeht, scheint unter den Politikern der drei Länder überhaupt nicht zu finden zu sein.
Genau deswegen schlägt die Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ), aus der rechten Ecke des österreichischen Parlaments, eine ziemlich radikale Maßnahme vor. Bei einer Pressekonferenz drängte FPÖ-Chef Markus Abwerzger neulich die eigene Landesregierung, in der Brenner-Thematik eine härtere Linie einzuschlagen. Im Notfall, so Abwerzger, bleibe sonst nichts anderes als „den Brenner stillzulegen“. Dieser Notfall würde dann etwa erreicht, erklärt die Partei, wenn die „EU nicht aufwacht“ - und erfolglos zu keiner Minderung des Lkw-Verkehrs führt. So hätte beispielsweise das bisher aktive „sektorale Fahrverbot“ auch künftig dabei versagt, eine überschaubare Verkehrslage auf den Tiroler Straßen zu schaffen.
Wie sich eine solche Entscheidung selbst auf das Verkehrsnetz der Alpenrepublik auswirken würde - wenn nicht auf den gesamten Kontinent - wurde in dem Moment nicht weiter untersucht. Aus einem rechtlichen Sichtpunkt habe die FPÖ aber die Maßnahme bereits geprüft. Eine Autobahnblockade wäre schwierig, aber juristisch nicht unmöglich. Funktionieren würde aber eine Sperrung des Verkehrs – betreffe diese nur Lkw-Fahrer oder auch Private – nur, wenn alternative Wege ausreichend zur Verfügung gestellt werden können. Neben anderen Passstraßen kommt hierzu vornehmlich eine Eisenbahnlinie infrage. Sie könnte die drei Länder mit Passagier- und Güterzügen miteinander verbinden und so den notwendigen Güterverkehr ermöglichen, ohne den Brenner und andere Nebenstraßen zu blockieren.
Ein derartiges Bauprojekt würde sicherlich den Brenner-Streit zum Durchbruch verhelfen und gleichzeitig zusätzliche Vorteile bringen. Ein gemindertes Verkehrsniveau auf den Straßen und damit erheblich weniger Verbrenner unterwegs würden ein signifikanter Beitrag zum Klimaschutz leisten. Nur die schadstoffärmeren Fahrzeuge könnten dann in dem Fall zum Beispiel die Straßen fahren – ohne die Einhaltung von eventuell verschärften Umweltzonenvorschriften währenddessen zu vergessen. Schließlich ist neben der Gewährleistung eines verwaltbaren Verkehrsnetzes auch die Reduzierung von Fahrzeugemissionen eines der Hauptziele der betroffenen Länder.
Eine gut ausgebaute kommerzielle Eisenbahnstrecke für den Brenner ist jedoch noch weit von ihrer Verwirklichung entfernt. Auf andere Maßnahmen sollen die Politiker inzwischen setzen. Dass der Vorschlag der FPÖ angenommen wird, gilt dennoch als unwahrscheinlich. Mit einer kompletten Sperrung der A13-Brennerautobahn bleibt so weit nicht zu rechnen. Wahrscheinlicher ist die Verschärfung der Umweltzonen Regeln, so dass diese nicht nur Lkw sondern auch auf Pkw und Busse ausgeweitet werden könnte, um so die Fahrzeugdichte erheblich zu reduzieren.