Nicht nur auf den Straßen, sondern auch in der Luft trifft der Verkehr zunehmend auf emissionsmindernde Maßnahmen. Schiphol stellt seine Strategie vor, um den Passagierflugverkehr in eine nachhaltigere Zukunft zu führen. Mit einem Nachtflugverbot und der Verbannung von Privatflugzeugen will der Amsterdamer Flughafen sauberer werden.
Oft wird die Verkehrswende nur im Sinne von schmutzigen Verbrennerautos und der vielen aktiven Fahrverbote verstanden, die auf die Minderung der Emissionen im Straßenverkehr abzielen. Doch auch der Flugverkehr trägt zum Ausstoß schadstoffreicher Abgase bei und wird dementsprechend zunehmend zur Zielscheibe von umweltschützenden Maßnahmen. Genau das passiert nämlich gerade in den Niederlanden, wo der Flugplan von Schiphol bald anders aussehen könnte, als er es heute noch tut.
Bis spätestens 2025 will der Amsterdamer Großflughafen, Abflugort für zahlreiche Transatlantikflüge, ein Nachtflugverbot erlassen. Konkret wird dies bedeuten, dass überhaupt keine Flüge zwischen Mitternacht und 6 Uhr morgens von der Rollbahn starten dürfen – sowie, dass keine Landung vor 5 Uhr in Schiphol möglich sein wird. Gleichzeitig werden Starts und Landungen von Privatjets ebenso verboten. In letzter Zeit wurden diese verstärkt zum Objekt von Kontroversen. Mit der Verbannung von Privatflugzeugen wolle der niederländische Flughafen nun eine strikte Haltung gegen dieses Segment der Luftfahrt einnehmen. Eine Art Umweltzone für Flugzeuge soll dann am Amsterdamer Flughafen entstehen, um erste konkrete Schritte gegen die negativen Umweltauswirkungen, die der Luftverkehrssektor mit sich bringt, einzuleiten. Auch lärmbedingte Flugverbote sollen künftig schrittweise eingeführt werden, um den Verkehr der lautesten Flugzeuge – wie etwa die Boeing 747 - zu begrenzen. Denn langfristiges Ziel der Maßnahme – teilt der Flughafen mit - bleibt die Schaffung einer "stilleren, saubereren und besseren Luftfahrt".
Ein Vorhaben, welches für die Umwelt und für alle, die in der Nähe vom Großflughafen wohnen, sicherlich von Gewinn ist. Anwohner und Umweltschutzverbände, wie beispielsweise Greenpeace, reagierten nämlich bereits positiv auf die Ankündigung. Dies sei jedoch nicht der Fall für andere Beteiligte, die sich durch die Initiative in ihrer Tätigkeit eingeschränkt fühlen. Etwa Fluggesellschaften und Reiseveranstalter äußerten sich besonders kritisch dagegen. Darunter auch die in Schiphol basierte Fluggesellschaft KLM. Die nationale Airline der Niederlande zeigt sich von der Entscheidung des Flughafens vornehmlich überrascht. Im Kampf gegen umweltschädliche Emissionen hätte sich KLM „eher ein gemeinsames Vorgehen der Luftfahrtbranche gewünscht“. So wäre es möglich gewesen „den Ausstoß von CO2 sowie Lärmbehinderung auf größerer Skala zurückzudrängen“, indem der gesamte Luftverkehrssektor reformiert würde - und nicht nur ein einzelner Flughafen. Da die Vorteile für den Klimaschutz - so die Kritiker – mit den Nachteilen für die Rentabilität Schiphols und der dort aktiven Fluggesellschaften auf diesem Wege außer Verhältnis stehen könnten.
Nach Angaben des Flughafens könnte das Nachtflugverbot allein nämlich rund 10.000 Flieger im Jahr betreffen. Der Flughafen und die Regierung bleiben jedoch bei ihrer Entscheidung - motiviert von der Notwendigkeit, die von ihnen festgestellten Klimaziele zu erreichen. Wegen Lärmbelästigung und Umweltverschmutzung muss Schiphol bis zum kommenden Jahr die Zahl der Flüge von maximal 500.000 auf 440.000 jährlich verringern. Ab November 2023 soll zunächst eine Obergrenze von 460.000 Flügen gelten. Schließlich werden auch die Regelungen in den bereits bestehenden Umweltzonen im Straßenverkehr in den nächsten Jahren immer strenger und zu Zero-Emission-Zones umgewandelt. Warum soll der Flugverkehr nicht auch seinen Beitrag dazu leisten? Dagegen haben KLM und vier andere Fluggesellschaften nun Klage eingereicht. Wie der Rechtsstreit letztlich ausgehen wird und welche Veränderungen dem Luftfahrtsektor in den Niederlanden tatsächlich zukommen werden, bleibt abzuwarten. Dass andere Flughäfen dem Beispiel Amsterdams folgen werden, ist jedoch noch nicht auszuschließen.