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Alte Rostlauben auf deutschen Straßen

Die deutsche Fahrzeugflotte wird immer älter. Im Schnitt sind die Fahrzeuge hierzulande 9,6 Jahre alt. Die perfekte Ausgangssituation für die Umstellung auf Elektro – wenn die Politik die richtigen Anreize schafft.

Das Duisburger CAR-Institut hat den Altersdurchschnitt deutscher Autos aus dem Jahr 2020 berechnet. Das Ergebnis zeigt, dass die Autos in Deutschland seit der Wende nicht mehr so alt waren wie heute. Im Schnitt liegt das Alter bei 9,6 Jahren. In anderen Ländern wie Belgien, Frankreich, Italien und Großbritannien sind die Autos deutlich jünger. Nur in Osteuropa sind die Autos zum Teil noch älter, so dass der EU-Durchschnitt bei 10,8 Jahren liegt. Etwa ein Viertel der deutschen Fahrzeuge sind immerhin mehr als 5 Jahre alt, ein Zehntel der Fahrzeuge mehr als 20 Jahre und jedes 50. Fahrzeug ist mehr als 30 Jahre alt und besitzt somit, wenn das Fahrzeug insgesamt im Originalzustand ist, Oldtimer-Status.

Während man bei der langen Gebrauchszeit in Deutschland zwar einen Pluspunkt für Nachhaltigkeit bezüglich der Rohstoffe geben kann, sind die veralteten Autos meist natürlich wenig klima- und umweltfreundlich, da sie schlechte Emissionsnormen haben und schädliche Abgase und viel CO2 ausstoßen. Doch die alten Autos, die wir und die anderen westlichen Nationen abgeben, werden meist nicht verschrottet und recycelt, sondern sie werden nach Osteuropa und Afrika verschickt, wo sie dann noch viele Jahre gefahren werden. Während die Fahrzeuge hier dann sauberer werden, wird das Problem der Umweltbelastung meist nur verschoben.

Doch warum werden die Autos in Deutschland immer älter? Der Trend des Fahrzeugalters passt mit dem fehlenden Druck der Politik auf die Verbraucher zusammen. In vielen europäischen Ländern sind die Umweltzonen mittlerweile so strikt, dass die alten Autos oftmals nicht mehr einfahren dürfen. In Paris sollen innerhalb von nicht mal 3 Jahren gar keine Dieselfahrzeuge mehr einfahren. Im belgischen Antwerpen sind Dieselfahrzeuge mit Euro-Norm 4 verboten. Zudem gibt es dort, wie in vielen anderen Ländern, einen Fahrplan, der bestimmt, wann die nächsten Euro-Normen verboten werden. Verbraucher wissen also, ab einem festgelegten Datum wird es eng für ältere Verbrenner. Auch den Benzinern geht dort schon langsam die Luft aus. In Paris ist zurzeit nur die Euro-Norm 1 verboten, dies wird sich in naher Zukunft aber ändern. In Barcelona sind zum Beispiel Benziner mit Euro-Normen 0 bis 2 nicht mehr erlaubt.

In Deutschland gelten, bis auf wenige Dieselfahrverbote immer noch die Regeln von vor etwa 15 Jahren. Für Benziner gibt es wirklich kaum Einschränkungen. Selbst ein Euro 1, also ein Fahrzeug mit Zulassung von 1993 kann in die Umweltzonen einfahren. Diesel dürfen mit Euro-Norm 4 etwa 15 Jahre alt sein, oder müssen einen Partikelfilter besitzen. Dann dürfen sie sogar noch älter sein.

Das Alter der Fahrzeuge könnte laut Studienleiter Ferdinand Dudenhöffer eine gute Ausgangsposition sein, jetzt schnell auf Elektroautos umzusteigen. Allerdings muss es hierzu die richtigen Anreize aus der Politik geben. Die Förderung beim Kauf allein reiche nicht. Stattdessen müssen auch Steuererleichterungen, wie in anderen Ländern üblich, die Käufer unterstützen. Ob Mehrwert- oder Kfz-Steuer, es müssten nun mehr Anreize geschaffen werden, um schnell auf Elektro umzusteigen und die Fahrzeugflotte zu erneuern.